H.Bohaboj - Predigt - 12.7.2015

Froh und dankbar dürfen wir heute den Dekan des Leitmeritzer Domkapitels, Msgr Havelka, begrüßen, der mit uns die Wallfahrtsmesse hier in Quinau feiern wird.

0016Kvetnov
Heinrich Bohaboj

Lukas berichtet uns im Evangelium nicht, was Maria an den Grenzen erlebt hat, als sie von Galiläa zu ihrer Verwandten Elisabeth in Judäa gehen wollte. Schließlich führte ihr Weg durch das Land Samaria. Als Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, wurde Er – so Lk 9,52 – in einem Dorf der Samariter nicht aufgenommen. Jakobus u Johannes wollten deshalb dieses Dorf mit Feuer vom Himmel bestrafen. Von Hl Geist geführt, war für Maria diese Grenze kein Problem, auch nicht die Grenze zwischen Galiläa & Judäa, zwischen der alternden Elisabeth & ihr, einem jungen Mädchen. Sie ist ja mit einer Nachricht unterwegs, die alle Grenzen – auch die Grenzen unserer menschlichen Vorstellung – übersteigt: Denn Großes hat an ihr getan der Allmächtige! Sein Bote verkündet ihr, sie soll Mutter eines Sohnes werden, der heilig und Sohn Gottes genannt wird. Gott überschreitet eine Grenze, die für uns unvorstellbar bleibt. „Er, den die ganze Welt nicht fassen kann, schließt sich in den Schoß Mariens ein“. So sehr liebt Er die Welt, so viel liegt Ihm an uns, an seinen Geschöpfen, dass er seinen eigenen Sohn gesandt hat, damit die Welt durch Ihn gerettet wird (Joh 3). Wir feiern diesen Gottesdienst zu Ehren Mariens an diesem Gnadenort, der auch in einer Grenzregion liegt. Wir feiern hier in Quinau das Fest Maria Heimsuchung und betrachten die beiden von Gott gesegneten Frauen, die, erfüllt vom Heiligen Geist, Gott loben u preisen. An beiden hat Er Großes getan… Vor fast 50 Jahren habe ich eine Spruchkarte aus dem Teil Deutschlands bekommen, der damals hinter einer durch Mauern „geschützten“ Grenze lag. „Was sind Grenzpfähle, was ist räumliche Trennung, was sind Unterschiede der Sprache, der Nation und Rasse für Menschen, die von der Liebe Christi gedrängt werden“. Dieses Wort stammt von Pius XII. Und es ist durchaus eine Frage an uns Christen, wie wir mit Grenzen umgehen. Haben wir uns an sie gewöhnt? Versuchen wir, Grenzen zu überwinden oder immer aufs Neue Grenzen aufzurichten? Und das nicht nur zwischen Ländern, auch zwischen Menschen und Meinungen. Wer von der Liebe Christi gedrängt wird, wer auf Jesus schaut, der viele von Menschen gezogene Grenzen nie akzeptiert hat – denken wir an die Grenze, die zwischen Gerechten und Sündern, zwischen Männern und Frauen, zwischen Heiden und Rechtgläubigen, zwischen Sabbat/Ruhetag und Werktag aufgerichtet waren – dem fällt es leichter, keine Grenzen im eigenen Herzen zuzulassen und Grenzen, die von Menschen gezogen werden, in Frage zu stellen und zu überwinden. Diktaturen, die einer gottlosen Ideologie folgen, richten gern Grenzen auf. Das haben viele von uns in der Vergangenheit erfahren und erleiden müssen. Wenn wir in die Geschichte unserer beiden Länder schauen, dann sehen wir Zeiten, in denen Grenzen trennen und die Menschen gewaltsam daran gehindert werden, diese zu übertreten. Wir kennen auch Zeiten, in denen Grenzen eher verbinden. Und ich hoffe sehr, dass das Thema des Sudetendeutschen Tages 2015 in Augsburg (Menschenrechte ohne Grenzen) mit helfen wird, dass viele Menschen und erst recht viele Christen sich über alle Grenzen hinweg begegnen und gemeinsam Zeugnis geben von der Güte und Barm-herzigkeit Gottes, der seinen Sohn gesandt hat, damit die Welt durch ihn gerettet wird. Es bleibt ein Auftrag für uns Christen, diese Frohe Botschaft unseren Mitmenschen zu verkünden. Im Blick auf die vielen Situationen, die noch der Rettung bedürfen, angesichts des Leides, das Menschen einander antun, angesichts der immer neuen Versuche, Grenzen aufzurichten, ja, sie sie sogar zu Todesgrenzen zu machen, dürfen und sollen wir von Gott sprechen, der unser Leben will und sich in Liebe und Barmherzigkeit uns zuwendet. Von einem Gott sprechen, der uns annimmt und unsere engen Grenzen wandeln kann. Ich vertraue darauf, dass Er, wie es im Gotteslob Nr. 437 heißt, „meine engen Grenzen und meine kurze Sicht in Weite wandeln kann, meine Ohnmacht in Stärke, meine Sehnsucht in Heimat“. Auch unsere engen Herzen kann Er wandeln, so wie Er unsere geringe Gabe, die wir zum Altar bringen, in das kostbarste Geschenk wandelt, das wir empfangen dürfen: den Leib Christi in der Gestalt das Brotes. Er ist den Weg zu uns gegangen, damit unsere Wege zueinander kürzer und herz-licher werden. Er hat sich über Grenzen, die Menschen aufgerichtet haben, hinweggesetzt und uns dadurch ermutigt, über Grenzen hinweg aufeinander zuzugehen. Mit Maria und Elisabeth dürfen wir dankbar bekennen, dass der Herr auch Großes an uns getan hat und – trotz aller menschlichen Begrenztheit und Schuld – uns helfen wird, für die Eingebungen seines Geistes offen zu sein und ihnen zu folgen.

 

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