Wallfahrten nach Quinau/Kvetnov im Juli 2016
Seit der friedlichen Revolution in Deutschland und der samtenen in der Tschechischen Republik ist es selbst verständlich geworden, das sich im Juli jeden Jahres deutsche und tschechische Christen, vor allem Katholiken, im sehr alten und idyllisch gelegenen Wallfahrtsort Quinau / Kvetnov im böhmischen Erzgebirge einfinden.
Allerdings geht die Tradition schon auf das Jahr 1342 zurück. An den 3 ersten Sonntagen im Juli 2016, also am 3.; 10. und 17. kamen wieder zahlreiche Gläubige anlässlich des Festes „Mariä Heimsuchung“ zu den Wallfahrtsgottesdiensten, um die Muttergottes zu ehren, ihr zu danken und um ihre Fürsprache bei Gott zu bitten. Das Wetter hier oben in 635 m Höhe ist sehr unterschiedlich in diesen Julitagen; Sonnenschein, Wind und Regen wechseln sich immer wieder ab.
Früh morgens 8:00 Uhr beteten vor allem tschechische Gläubige aus der Umgebung von Görkau/Jirkov und Komotau/Chomutov an der 50 stufigen Rosenkranztreppe den Rosenkranz. Danach fanden 2 Hl. Messen in tschechischer Sprache statt, an denen aber auch wenige deutsche Christen teilnahmen. Diese Gottesdienste werden vom zuständigen Ortspfarreraus Görkau/Jirkov, Miroslav Dvoulety, und anderen Priestern des Bistums Leitmeritz/Litomerice gehalten.
An der Orgel begleitet die Organistin der Pfarrei den Gemeindegesang.
Es ist sehr erfreulich, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche junge Leute mit Kleinkindern zu diesen Vormittagsgottesdiensten gekommen sind. Das zeigt die immer größer werdende Bekanntheit von Quinau/Kvetnov, aber auch die zunehmende positive Einstellung der tschechischen Bevölkerung zu christlichen Werten.
Interesse an diesem alten Wallfahrtsort hat nun auch die katholische Wochenzeitung „Tag des Herrn“ aus Leipzig gefunden und hat ihren Redakteur, Holger Jacobi, gleich zweimal nach Quinau gesandt. Das deutsche Nachbarbistum Dresden-Meißen erinnert sich somit an alte grenzüberschreitende Traditionen, die bereits nach Mariaschein gepflegt werden, was sehr erfreulich ist.
Nach einer ruhigen Mittagszeit, in der es Gelegenheit zu einem Imbiss, aber auch zu Gesprächen zwischen tschechischen und deutschen Wallfahrern gab, läutete die Wallfahrtsglocke pünktlich um 14:00 Uhr zu den deutschsprachigen Hl. Messen. Herr Engel aus der sächsischen Pfarrei Olbernhau, erledigt das gern und gewissenhaft, ebenso den Dienst mit dem Weihrauchfass an allen 3 Sonntagen. Auch Herr Schmidt, der aus Görkau stammt, war an allen Wallfahrtssonntagen bereit, mit der Gemeinde den Rosenkranz zu beten und andere Altardienste zu verrichten. Am 3. 7., einen Tag nach dem Patronatsfest, kamen etwa 60 deutsche Wallfahrer.
Ebenso viele am 3. Sonntag. Den Höhepunkt bildete in diesem Jahr der 2. Wallfahrtssonntag mit über 100 deutschen Gläubigen am Nachmittag. Das ist damit begründet, weil am Samstag, den 9. Juli, die Gedenkveranstaltung an der Gedenkstätte für die Opfer des Komotauer Todesmarsches stattfand und besonders die Teilnehmer aus den alten Bundesländern und der Heimatkreis-Vorstand dazu gekommen waren Die weiten Wege und das Alter der Vertriebenen erlauben es kaum, mehrmals im Jahr an den Quinauer Wallfahrten teilzunehmen Die deutschen Priester für die Nachmittagsgottesdienste bildeten auch 2016 wieder eine zuverlässige Gemeinschaft.
In den Vorbereitungsbesprechungen wurden der Ablauf der Hl. Messen, besonders die Gesänge und die einzelnen Dienste und die Zelebranten festgelegt. So kamen am ersten Sonntag Pfr. Heinrich Bohaboj, Kaplan Markus Ruhs und Diakon Neumann zusammen mit einem polnischen Neupriester, der zum Schluss der Hl. Messe den Gläubigen noch seinen Primizsegen spendete.
Am zweiten Sonntag zelebrierte Pfr. Karl Brünnler zusammen mit Pfr. Winfried Runge, dessen Vorfahren aus Uhrissen/Orasin stammen, die Hl. Messe.
Den 3. Sonntag feierten Kaplan Ruhs aus Chemnitz und zwei polnische Neupriester, die im Bistum Dresden-Meißen ihren Dienst tun, zusammen mit Diakon Neumann aus Flöha die Hl. Messe mit den Gläubigen.
Der neue tschechische Organist aus Komotau/Chomutov, Herr Mareček, begleitete in allen drei deutschen Wallfahrtsgottesdiensten die Gläubigen beim Gesang der alten Lieder aus dem speziellen neuen Quinauer – Liederheft. Nicht vergessen sind die zuständigen tschechischen Ortspfarrer, M. Dvoulety und A. Heger, die abwechselnd auch an den deutschen Gottesdiensten teilnahmen.
Ihnen gilt ein besonderer Dank dafür, dass sie den deutschen Gläubigen, besonders den Vertriebenen, stets großzügige Gastfreundschaft und Hilfe in Quinau gewähren.
Auch mehrere Gemeindeglieder aus Görkau/ Jirkov zusammen mit der Pastoralassistentin sorgten Sonntag für Sonntag viele Stunden lang liebevoll für das leibliche Wohl auch der deutschen Wallfahrer. Ihnen allen herzlichen Dank und „Vergelt’s Gott!“
Wir hoffen und wünschen, dass im kommenden Jahr 2017 noch mehr Wallfahrer den alten Gnadenort Quinau im böhmischen Erzgebirge besuchen werden. Dann wird hier bereits 675 Jahre lang die Muttergottes von Quinau verehrt, die auch als Königin des Erzgebirges bezeichnet wird.
Jürgen Schmidt, 20. Juli 2016